Quelle: DFB
Wichtig und richtig: Allein durch die Freiwilligen im Fußballverein kommen Woche für Woche 90.000 Kinderbewegungsstunden zusammen.
Der organisierte Sport in Deutschland fordert die Bundesregierung und die Regierungsfraktionen im Deutschen Bundestag eindringlich auf, die Freiwilligendienste finanziell mindestens im bisherigen Umfang aus dem Bundeshaushalt zu fördern - und somit die öffentliche Sparandrohung rückgängig zu machen.
Es sei vollkommen widersprüchlich, im Koalitionsvertrag den Ausbau der Freiwilligendienste erst festzuschreiben und jetzt in diesem Bereich zu kürzen, betonten zum Beispiel die Geschäftsführer*innen der Landessportbünde. Gleichzeitig bewerte man die geplanten Spaßmaßnahmen im Etat des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) als Ausdruck von fehlender Wertschätzung gegenüber den Freiwilligendienstleistenden und ihren Einsatzstellen.Das Freiwillige Soziale Jahr bietet jungen Menschen die Chance, nach dem Schulabschluss praktische Erfahrungen zu sammeln. Ein Konzept, das sich insbesondere für den Sport hervorragend eignet. Etwa 80.000 Menschen sind im Rahmen der bundesweiten Freiwilligenprogramme tätig – circa fünf Prozent davon, also etwa 4.000 Menschen, im Sport. Die Bundesregierung plant für den Bundeshaushalt 2024 allerdings eine Kürzung der Bundesmittel für die Freiwilligendienste von insgesamt 78 Mio. Euro pro Jahr (-23,7 Prozent).
Kürzung würde "wichtige Säule des Vereinslebens ins Wanken bringen"
"Durch die Freiwilligendienste sammeln junge Menschen wertvolle Erfahrungen für ihren weiteren Lebensweg, sie sind ein wichtiger Baustein für ihre Persönlichkeitsentwicklung", sagt Ronny Zimmermann, 1. DFB-Vizepräsident Amateure, und Dr. Christoph Niessen, Vorstandsvorsitzender des Landessportbundes NRW, betont: „Die vorgesehene Kürzung um etwa 25 Prozent würde eine wichtige Säule des Vereinssports in Deutschland ins Wanken bringen. Dadurch könnte bis 2025 jede dritte Stelle im Freiwilligendienst wegbrechen, der längst systemrelevant für unsere Sportvereine und Sportverbände ist.“ Die Arbeit von Freiwilligendienstleistenden gelte als unbezahlbar, weil sie die Vereine besonders in der Kinder- und Jugendbetreuung unterstützen. Darüber hinaus übernehmen die jungen Menschen eine wichtige Brückenfunktion zwischen Schulen und Sportvereinen, da sie vielfach im außerunterrichtlichen Schulsport im Ganztag zum Einsatz kommen.Nicht zuletzt legt der Freiwilligendienst in vielen Fällen den Grundstein für eine spätere ehrenamtliche oder hauptberufliche Tätigkeit als Übungsleitende, Geschäftsstellenmitarbeitende oder anderweitig im Sport Engagierte. „Der Freiwilligendienst ist damit zum einen eine wichtige Ressource für Sportvereine und Verbände, zum anderen bietet er jungen Menschen Orientierung für eine zukünftige Arbeit im Sport sowie ihren weiteren Ausbildungs- und Berufsweg“, so LSB-Vorstandschef Niessen.
Vom FSJ in den Vereinsvorstand
Eine dieser Freiwilligendienststellen gibt es in Menden, einer Kleinstadt in der Nähe von Bonn. Hier hat man das Potenzial des FSJ schon länger erkannt. Beim SV Menden ist Thorben Wildermuth aus dem Vereinsleben nicht mehr wegzudenken. Dabei liegt sein FSJ, das ihm den Weg in den Vereinsvorstand ebnete, schon einige Jahre zurück. Damals betreute er bis zu fünf Jugendmannschaften und leitete die AGs an den umliegenden Schulen. Wildermuth spürte, wie er durch sein Engagement zunehmend selbstsicherer wurde. "Das positive Feedback von Menschen, die älter als ich sind, hat mich zusätzlich angespornt", erinnert sich der inzwischen 26-jährige Ehrenamtler.Parallel zu seinem dualen Sportmanagement-Studium ist er heute als Sportlicher Koordinator Teil des Jugendvorstands und als Sponsoringbeauftragter im Hauptvorstand aktiv. Dabei liegt der Fokus auf der Öffentlichkeitsarbeit über die Social Media-Kanäle. Zusätzlich betreut Wildermuth die C-Jugend des Vereins. "Meine eigenen Erfahrungen an die Kinder und Jugendlichen weiterzugeben, macht mir großen Spaß", sagt er.
Junge und qualifizierte Trainer*innen
Für sein vorbildliches Engagement wurde der 26-Jährige erst kürzlich mit der Marko-Tillmann-Plakette 2022 ausgezeichnet. Der Preis honoriert ehrenamtliche Arbeit im Kinder- und Juniorenfußball. Vereinsmitarbeiter des SV Menden hatten ihren Kollegen vorgeschlagen. Allen voran Maike Klemmer machte sich für die Ehrung ihres Kollegen stark, weil auch sie von den guten Strukturen profitierte, die FSJler in Menden vorfinden.Beim SV Menden sei mittlerweile "eine Kultur des FSJ entstanden", da der Verein jedes Jahr zwei neue freiwillig Engagierte einstellt und auch die Bewerber um die guten Rahmenbedingungen in Menden wissen. Die positiven Effekte für den Verein sind für die 22-jährige Studentin offensichtlich: Inzwischen bereits zehn FSJ-Generationen sorgen "über die Jahre hinweg für eine sehr junge und qualifizierte Trainerschaft", die den Herausforderungen des heutigen Jugendfußballs gewachsen ist.
Die Kommunikation mit den Eltern und die Verantwortung für eine große Anzahl an Kindern sind nur zwei dieser vielfältigen Herausforderungen, mit denen sich junge FSJler konfrontiert sehen. Doch gerade diese Umstände stellen sich in den meisten Fällen als zu bewältigende Aufgabe dar, an der die jungen Persönlichkeiten wachsen können.
Die Betreuung der Jugendteams von der U 8 bis zur U 12 wird Klemmer vier Jahre nach Beendigung ihres FSJ möglicherweise nur deshalb aufgeben müssen, da ein studienbedingter Ortswechsel ansteht. In jedem Fall bleibt für sie das Gefühl, dass es sich "wahnsinnig gut anfühlt, etwas zurückgeben zu können".
[LSB NRW / DFB.de]