Quelle: Uli Hörnemann
Die drei schnellsten Männer über 5 Kilometer kommen von der SG Wenden (von links): Manuel Schräder (2. in 14:58 Minuten), Westfalenmeister Marco Giese (14:48 Minuten) und Frederik Jonas Wehner (3. in 15:07 Minuten).
Die Sonne stand senkrecht über dem TSG-Stadion und sorgte für knackige Temperaturen beim 9. Dülmener Wasserlauf. Im üppigen Programm wurden am Samstag auch die westfälischen Meisterschaften über fünf Kilometer auf der Straße ausgetragen. 247 Teilnehmer*innen standen in der Meldeliste. Bei den Männern diktierte die SG Wenden das Geschehen. Drei Mann im roten SG-Dress, angeführt von Marco Giese (14:58 Minuten), standen auf dem Podest, während bei den Frauen Sarah Schäperklaus (17:16 Minuten) nach Platz eins im Halbmarathon in Nordkirchen den nächsten Titel abräumte.
Das breite Grinsen stand ihm gut zu Gesicht. Egon Bröcher strahlte und meinte mit heiterer Stimme: „Was soll ich groß sagen“, so der Meistercoach der SG Wenden, Leichtathletik-Hochburg aus dem Sauerland, „Platz eins, zwei und drei sind das Optimum. Mehr geht nicht.“ Drei Mann aus seiner Trainingsgruppe waren bei den westfälischen Titelkämpfen im 5-Kilometer-Straßenlauf aufs Treppchen geklettert. Marco Giese siegte zeitgleich in 14:58 Minuten vor seinem Klubkollegen Manuel Schräder. Frederik Jonas Wehner, noch ein Wendener, wurde Dritter in 15:07 Minuten. Bröcher, auch schon 68 und noch immer fit wie ein Turnschuh, freute sich über den Triumph total seiner Schützlinge.Für Marco Giese bedeutete das Abscheiden eine weitere Extra-Portion Motivation auf dem steinigen Weg zurück zu alter Stärke. „Im Juni 2022 hatte ich einen schweren Unfall, den ich gerade noch überlebt habe“, erinnerte er sich an den heftigen Crash, „ich war mit dem Rennrad unterwegs und bin mit einem Traktor kollidiert.“ Dabei zog sich Giese mehrere Risse in der Aorta zu, die eine Notoperation erforderlich machten. „Danach musste ich ein Jahr lang warten, bis ich mich wieder voll belasten und Tempoläufe absolvieren durfte“, dachte er an seine Leidenszeit, „deshalb bin ich jetzt froh, dass ich einigermaßen in Form bin.“ Giese, 32 und hauptberuflich Strategiemanager, hat eine persönliche 5.000-Meter-Bestleistung von 14:16,26 Minuten, aufgestellt im belgischen Örtchen Oordegem 2022. „An diese Zeit möchte ich 2025 wieder anknüpfen“, verkündete er voller Selbstvertrauen, „dafür muss ich allerdings verletzungsfrei bleiben.“
"Allmählich geht es in die richtige Richtung“
Noch im April plagten ihn hartnäckige Achillessehnenprobleme, die dazu führten, dass er viel alternativ unterwegs war. Mit der Rennmaschine sammelte der promovierte Wirtschaftswissenschaftler unzählige Kilometer. „Seit drei, vier Wochen ist die Achillessehne wieder okay“, gab der Langstreckler grünes Licht, „auch heute habe ich nichts gemerkt.“ Auf den letzten Metern, als Manuel Schräder immer näher rückte, verteidigte er seinen Vorsprung und behauptete sich mit dem minimalen Vorsprung von nur einer Sekunde vor Schräder. Maßarbeit! O-Ton Giese: „Allmählich geht es in die richtige Richtung“.Manuel Schräder freute sich über „eine Punktlandung“, wie er frohgelaunt erklärte. „Ich wollte erstmals unter 15 Minuten bleiben“, nannte der Westwälder seinen Wunsch, „es wäre bitter gewesen, wenn ich dieses Vorhaben verfehlt hätte.“ Mit 14:58 Minuten wurde er Vizemeister vor seinem Vereinskameraden Frederik Jonas Wehner, der über Halsschmerzen klagte und in 15:07 Minuten finishte. „Unser Saisonabschluss sind die westfälischen Straßenlauf-Meisterschaften über 10 Kilometer in Coesfeld“, betonte Egon Bröcher, FLVW-Verbandstrainer und Träger der Silbernen Ehrennadel des DLV, „Termin ist der 12. Oktober.“ Dann wird die SG Wenden erneut mit einem schlagkräftigen Aufgebot anreisen. „Wir haben ja noch Jonas Hoffmann und Simon Huckestein in der Hinterhand“, verriet Bröcher. Beide sind versierte Triathleten und in ihrer Karriere bereits unter 30 Minuten geblieben.
Die drei schnellsten Frauen über 5 Kilometer (von links): Johanna Pulte (2. in 17:25 Minuten), Westfalenmeisterin Sarah Schäperklaus (17:16 Minuten) und Nele Weike (3. in 17:30 Minuten) [Foto: U. Hörnemann].
Schäperklaus gewinnt vor Pulte und Weike
Nach Coesfeld zieht es auch Sarah Schäperklaus, 24, Topläuferin vom Marathonclub Menden. Im Anschluss an ihr Solo bei den westfälischen Meisterschaften im Halbmarathon in Nordkirchen, wo sie im Alleingang in 1:10:28 Stunden die Nase vorn hatte, folgte nur eine Woche später der Titelgewinn über 5 Kilometer in Dülmen. Bei ihrem Start-Ziel-Sieg benötigte sie 17:16 Minuten. Ihren „Hausrekord“ ist sie Anfang März in Fröndenberg mit 17:10 Minuten gerannt. „Die Umstellung von der langen auf die kurze Distanz innerhalb weniger Tage ist ihr hervorragend gelungen“, verteilte MCM-Trainer Hans-Jürgen Kasselmann ein dickes Lob, „Sarah wird immer selbstbewusster und sicherer, das spürt man beim Training.“ Sie ist eine vielseitige Sportlerin, die sich mit Athletik-, Kraft-, Ausdauer-Übungen und Schwimmen auf ihre Wettkämpfe vorbereitet. Tempotraining auf der Bahn steht dreimal die Woche auf ihrem Programm, alles unter der Obhut von Kasselmann, 71, pensionierter Bundeswehr-Oberst, der in Menden das Kommando hat. Auch Schäperklaus, Verwaltungsfachangestellte im Hochsauerlandkreis in Meschede, hat den „Zehner“ in Coesfeld im Kalender rot eingekreist. Dort möchte sie ihre Bestzeit (35:27 Minuten Anfang Juli in Münster) attackieren.Johanna Pulte, die in Olpe wohnt und als Werkstattprüferin in Attendorn arbeitet, landete auf dem zweiten Platz in 17:25 Minuten, zwölf Sekunden langsamer als bei den Deutschen Meisterschaften 2022 in Saarbrücken. Ihre Bestzeit auf der Kunststoffbahn beträgt sogar 16:29,89 Minuten, gelaufen bei der DM in Mainz-Schott 2021. „Ich bin zufrieden“, kommentierte die Langstrecklerin der SG Wenden ihr Ergebnis, „mit den Temperaturen, die sich wie 30 Grad angefühlt haben, bin ich gut klargekommen. Schwüle Luft mag ich dagegen nicht besonders gern.“ Drei Wochen vor der Cross-WM im Dezember 2022 in Turin, wo sie die DLV-Farben trug, hatte sich Pulte mit dem Corona-Virus infiziert. „Danach kam ich nicht mehr hoch“, schaute sie zurück auf diese gesundheitlich schwierige Phase, die von Long-Covid-Symptomen geprägt war. „Mittlerweile läuft es wieder rund.“ Pulte hat in Dülmen weiteren Mut geschöpft. Sie lieferte sich auf dem Zwei-Runden-Kurs ein spannendes Duell mit Nele Weike vom LC Paderborn, die in 17:30 Minuten Dritte wurde.